Der alternative Börsengang - Special Purpose Acquisitions Companies und der Autohandel

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Der Börsengang von Auto1 mit einer Bewertung von knapp 12 Milliarden Euro, hat die Automobilbranche die letzten Monate sehr bewegt. Die Auto1 Gruppe, die bekannt für die Ankaufsplattform wirkaufendeinauto.de (WKDA) und die B2B-Remarketing-Plattform Auto1.com ist, möchte etwa 750 Millionen Euro in ihr neues Geschäftsmodell Autohero investieren.
Mit Autohero hat Auto1 das Endkundengeschäft (B2C) fest im Blick: Kunden können über Autohero Fahrzeuge online kaufen und direkt vor die Tür liefern lassen  – ganz wie beim Online-Shopping von kleineren Konsumgütern üblich.
Damit springt Auto1 auf einen Trend auf, welcher seit längerer Zeit insbesondere in Nordamerika beobachtet wird. Dort setzen Vroom und Carvana stark auf den Onlinevertrieb von Autos im Endkundengeschäft. Beide Unternehmen haben, wie Auto1, über einen klassischen Börsengang frisches Kapital für die Expansion eingesammelt.

Börsengänge und SPACs für frisches Kapital

Beim klassischen Börsengang (Tradtional IPO) durchläuft ein privates Unternehmen einen etwa 10 bis 18-monatigen Vorbereitungsprozess. Angefangen bei der Suche nach einer Partnerbank, über eine Finanzprüfung (Due Dilligence) bis zur Akquise von institutionellen Finanzinvestoren (Roadshow). Am Ende des Prozesses sind in der Regel die Unternehmensanteile für private und institutionelle Investoren an der Börse erwerbbar. Das jetzt börsennotierte Unternehmen kann frisches Kapital aufnehmen.

Es gibt aber noch einen alternativen Weg, der sich vor allem in den letzten Monaten einer großen Beliebtheit erfreut: SPACs. Die Abkürzung steht für Special Purpose Acquisition Companies oder zu Deutsch: Akquisitionszweckunternehmen oder Mantelgesellschaften sammeln Kapital über einen Börsengang ein und investieren dieses Kapital dann im zweiten Schritt in ein anderes Unternehmen. Für dieses zweite Unternehmen ist dann wiederum der Kauf durch ein SPAC eine Alternative zum traditionellen Börsengang. Das private Unternehmen wird zum börsennotierten Unternehmen. Das frische Kapital kommt durch das Übernahmeangebot und weitere Investitionen abseits der Öffentlichkeit (PIPE Deals).
Wie bereits erwähnt, sind SPACs ein Phänomen, dass vor allem in Nordamerika auftritt. Aber auch an den europäischen Börsen gibt es immer wieder SPAC-Börsengänge – zum Beispiel Lakestar SPAC 1 an der Börse Frankfurt.

Die exponentiell steigende Zahl an SPACs wird kontrovers diskutiert: sinnvolle Alternative zum klassischen Börsengang oder doch ein Trend, der auf eine neue Finanzkrise ähnlich der Dotcom-Blase hindeuten? Auch Gerüchte um regulatorische Neuerungen durch die US-Finanzaufsicht werden heiß diskutiert. Angeblich sollen Gesellschaften die SPAC-Optionsscheine jedes Quartal neu berechnen und bewerten müssten.
Für die meisten Unternehmen derzeit ist die steigende Beliebtheit an SPACS in erster Linie eine neue Möglichkeit, Expansionspläne zu finanzieren.

SPACs in der Automobilbranche

Vor allem die Automobilindustrie profitiert aktuell mit am stärksten vom aktuellem SPAC Boom. Innerhalb der Branche gilt das vor allem für den zukunftsträchtigen Zweig der Elektromobilität. Hersteller (OEMs) wie Lucid Motors oder Fisker gehen Beispielsweise zu immens hohen Bewertungen an die Börse.
Aber auch Betriebe des klassischen stationären Handels sollten sich mit SPACs auseinandersetzen. In den USA sind die Händler CarLotz und Shift nach einer Übernahme an die Börse gegangen und haben Kapital eingesammelt, dass im Konkurrenzkampf zu Vroom und Carvana verwendet werden kann.

Vergleich der Bewertungen von Cazoo, Carlotz und Shift

Sogar wirklich junge Unternehmen wagen den Börsengang. Der britische Online-Autohändler Cazoo wagt diesen Schritt nur 3 Jahren nach der Gründung und erhält mehr als 1 Milliarde Euro für die Expansion in die EU. Cazoo hat mit der Übernahme des Münchener Auto-Abo-Anbieters Cluno schon die ersten Schritte in den deutschen Markt getätigt. Bisher vermarktet Cazoo Fahrzeuge nur in UK, aber die Expansion des Kerngeschäfts in die DACH-Region ist nur eine Frage der Zeit.


Die Folgen für den Autohandel in Deutschland 

Im Fall Cazoo wird deutlich, wie SPACs auch auf den deutschen Autohandel Einfluss haben können. Viele innovative Ideen und Unternehmen scheiterten an mangelndem Risikokapital in der Spätphase. Noch vor ein paar Jahren war der Zugang zu Kapital für europäische Start-ups sogar noch schwerer. SPACs können Unternehmen dabei helfen bestehende Strukturen aufzubrechen und für die eigenen Themen zu sensibilisieren. Zudem sind SPACs ortsunabhängig  – der Cazoo IPO fand an der New Yorker Börse statt. 

Selbst wenn jede B2C-Gebrauchtwagen Plattform, die durch einen SPAC Geld eingesammelt hat, insolvent geht, wurden Endkunden für den Onlinekauf eines Fahrzeuges sensibilisiert.


Mit Blick auf die immensen, noch steigenden Immobilienpreise wird der Autokauf für viele Deutsche die größte Investition ihres Lebens bleiben. Zudem ist der Autokauf für viele ein emotionales Thema.
Auf der anderen Seite stehen allerdings auch die Entwicklungen im Car-Sharing, die steigende Beliebtheit von Auto-Abos oder das Wachstum des online B2B-Gebrauchtwagenmarktes. Das macht deutlich, dass viele Endkunden veränderte Bedürfnisse zu Kauf und Nutzung von Autos entwickelt haben. Diese Kunden schätzen die Convenience eines Online-Autokaufs. Diese Bedürfnisse werden Unternehmen wie Cazoo oder Auto1 durch umfangreiche Marketingkampagnen gezielt ansprechen und vorantreiben. Ganz aktuell will auch Meinauto mit einem Börsengang wachsen und ins Marketing investieren.
Vom stationären Handel wird das Thema Onlinevertrieb im Gebrauchtwagengeschäft, häufig kritisch beäugt. Eine Existenzbedrohung muss aber durch die neuen Entwicklungen keiner fürchten. Selbst in den USA haben Vroom und Carvana unter 1 % Marktanteil. Die parallele zu Amazon zeigt jedoch, wohin sich der Trend entwickelt und wo das neue Geld durch (SPAC) Börsengänge hinfließen wird.

Ist diese finanzielle Entwicklung durch SPACs nachhaltig? Wahrscheinlich nicht. Wird jedes dieser börsennotierten Unternehmen erfolgreich? Wahrscheinlich auch nicht. Hat der SPAC Boom langfristige Auswirkungen auf den Autohandel? Definitiv ja!


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Felix Preuß
Product Manager

Als Product Manager bildet Felix die Schnittstelle zwischen IT, Sales, Operations und Endkunden. Er verfolgt interessiert aktuelle Tech-Trends und neue Geschäftsmodelle am Markt